GAFAM, Musk und Europa: Haben wir den Krieg schon verloren?

Mardi 4 Février 2025

Oder wie die Europäische Union zum „Luxus-Callcenter“ für das Silicon Valley wird.


Die Europäische Union ist mittlerweile weniger eine wirtschaftliche Supermacht als vielmehr ein Experimentierfeld für Tech-Giganten. Stellen Sie sich eine Laborratte vor, die denkt, sie löst ein Labyrinth, während in Wirklichkeit Jeff Bezos die Wände gebaut hat. Haben Sie das Bild vor Augen?

Während die EU über eine weitere Runde von digitalen Regulierungen diskutiert, rasen GAFAM, Elon Musk & Co. mit Falcon-Heavy-Geschwindigkeit voraus, während Brüssel verhandelt wie eine Schildkröte mit Arthritis. Falls die größte Volkswirtschaft der Welt (ja, das sind wir) gerade vor unseren Augen kolonisiert wird, hier die Spoiler-Warnung: Es ist bereits geschehen.


East India Company 2.0: Das Imperium schlägt zurück

Ein kurzer Geschichts-Reminder.

Die East India Company begann als bescheidene Handelsfirma für Gewürze und Textilien. Doch nicht lange danach (mit großzügiger Unterstützung von Bestechung und Musketen) regierte sie große Teile Indiens. Das britische Parlament? Gekapert. Lokale Wirtschaften? Zerstört. Alles im Namen des freien Handels und des Fortschritts.

Jetzt schauen Sie sich um.
Amazon kontrolliert über 50 % des europäischen E-Commerce. Google entscheidet, welche Unternehmen im Internet sichtbar sind und welche nicht. Elon Musk bestimmt, wer auf X (ehemals Twitter) sprechen darf und wer nicht – mit der Eleganz eines römischen Kaisers in der Midlife-Crisis. Microsoft und Apple haben ihre Software zu essenziellen Monopolen gemacht und Innovation zu einem Abonnementdienst degradiert.

Und Brüssel? Veranstaltet immer noch Meetings. Sehr viele Meetings.


Die Übernahme durch Konzerne: Dasselbe Spiel mit neuen Spielern

Die East India Company kaufte britische Politiker, und die heutigen Tech-Giganten tun dasselbe – nur nennt man es jetzt Lobbyismus und packt es in hübsche PR-Worthülsen.

Allein im Jahr 2022:
Amazon gab 14,6 Millionen Euro für Lobbyarbeit in Brüssel aus. Google: 11 Millionen Euro. Apple: 7,5 Millionen Euro.

Das ergibt eine Menge Croissants und „konstruktive Gespräche“. Das Ergebnis? Regulierungen, die eher wie Empfehlungen als echte Einschränkungen aussehen.

Währenddessen geht die USA selbst härter gegen GAFAM vor – und Europa? Wir sind die nachsichtigen Eltern, die ihren Kindern alles durchgehen lassen.


Wer die Infrastruktur kontrolliert, kontrolliert die Macht

Die East India Company monopolierte Handelsrouten. Heute hat Big Tech die digitale Infrastruktur unter Kontrolle:
80 % der europäischen Daten werden auf US-Servern gespeichert. 95 % der Cloud-Dienste werden von AWS, Microsoft Azure und Google Cloud dominiert. Cybersecurity? KI? Ebenfalls in amerikanischer Hand.

Wir dachten, wir hätten eine Armee, ein Bankensystem und eine Wirtschaft. Aber was passiert, wenn Google morgen entscheidet, dass Frankreich seine Nutzungsbedingungen nicht mehr erfüllt? Puff. Keine E-Mails. Keine Dokumente. Keine Online-Sichtbarkeit.

Stellen Sie sich eine ganze Nation mit „Konto gesperrt“ vor.


Warum fällt Europa immer wieder darauf rein?

Ganz einfach:
Wir können nicht Nein sagen. Wir regulieren Industrien, die uns nicht gehören. Wir lieben endlose Debatten.

Während Washington und Peking Tech-Imperien aufbauen, diskutieren wir noch darüber, ob Qwant mit Google konkurrieren kann (Spoiler: Nein).

Die EU versuchte mit Gaia-X (souveräne Cloud) zu kontern, aber das Schiff ist längst abgefahren. Es ist 2025, und wir verhandeln um Brotkrumen wie ein geschiedenes Paar, das sich um den Hund streitet.


Was kann Europa tun, um nicht zum digitalen Freizeitpark zu werden?

Es gibt noch ein schmales Zeitfenster, aber es schließt sich schnell. Einige Ideen (gratis, Brüssel, falls ihr zuhört):
1. Aufhören, naiv zu sein

Die USA und China schützen ihre strategischen Industrien. Europa muss dasselbe tun. Keine blauäugigen „Ja, aber der freie Markt...“
2. Massiv in Alternativen investieren Eine verpflichtende europäische Cloud für kritische öffentliche und private Daten. Massive Förderung für KI, Cybersecurity und Digital-Start-ups. Eine funktionierende europäische Suchmaschine (nein, Qwant zählt nicht). 3. Multinationale Unternehmen endlich richtig besteuern Wenn Amazon in Europa verkauft, zahlt es hier Steuern. Wenn Google europäische Daten nutzt, muss es dafür zahlen. Wenn Musk den digitalen Cowboy spielt, muss er sich an EU-Gesetze halten. 4. Interne Spaltung beenden

Multinationale Konzerne nutzen aus, dass Irland und Luxemburg als Steueroasen fungieren. Die EU muss koordinieren, um zu verhindern, dass einzelne Staaten gegen ihre eigenen Interessen arbeiten.


Europa muss handeln, bevor nichts mehr übrig ist

Wir haben bereits einen Teil des Kampfes verloren. Aber es ist noch nicht vorbei.

Wenn die Europäische Union ihren Kurs nicht radikal ändert, wird sie zu einer administrativen Erweiterung des Silicon Valley. Ein riesiges Buchhaltungsbüro, in dem französische, deutsche und spanische Ingenieure für GAFAM arbeiten – bis KI sie ersetzt.

Es ist an der Zeit, endlich unsere eigenen Interessen zu verteidigen.

Oder wir können unseren offiziellen Slogan gleich ändern in:
„Willkommen in der Siliconischen Union Europas – Premium-Callcenter seit 2025.“


Was denken Sie?

🚀 Was denken Sie? Sind wir bereits digital kolonisiert, oder gibt es noch Hoffnung?

Quellen:

  The Atlantic : “Trump and Historical AnalogiesDigital Markets Act et Digital Services Act - Commission Européenne Rapport sur les dépenses de lobbying des GAFAM en Europe, 2023 Anarchy: The Relentless Rise of the East India Company - William Dalrymple
Mathieu Janin
Mathieu Janin